Es ist passiert, das Abitur ist geschafft, und die große weite Welt wartet. Zeit,
einmal zurückzublicken:
Alles hat damit angefangen, daß ich mich als 11 jähriger Sproß entschloß, dieses vielgelobte Gymnasium
zu besuchen. Alle Bitten meiner Eltem halfen nichts, ich war nicht mehr davon abzubringen.
Es fing an mit 3 Jahren Grundausbildung bei Herm Kramb. Schon bald, nämlich nach meiner ersten 5 in
Mathe (vielen Dank, Herr Faber!), erkannte ich, daß Schwierigkeiten auf mich zukommen sollten. Dies
änderte sich aber schnell nach dem ersten Klassenlehrerwechsel. Herr Zitzmann, der neue Herr der Noten,
sorgte dann mit seiner antiautoritären Erziehungsweise für äußerst chaotische Zustände. Aber - schneller
als erhofft - wieder ein Wechsel: Nach der 9. Klasse war es kein Geringerer als Herr Pauly, der nun
krampfhaft versuchte, diesen Saustall wieder einigermaßen 'sauber' zu bekommen. Mit "come to the
blackboard" und "wieviel ist (Leberwurst + Blutwurst)2 ?" machte er es uns leicht, das Leid
der Schule zu ertragen.
Dann kam plötzlich die Oberstufe. Leistungskurse, Grundkurse, Tutoren, alles war so chaotisch, ich muß
zugeben, alles habe ich bis heute nicht verstanden. Aber nichtsdestotrotz, voller Enthusiasmus stürzte
ich in meinen Tutorenkurs und erblickte einen adrett gekleideten Mann anfang 40 mit einem durchaus
freundlichen Lächeln (dank Perlweiß!). Wie sich dann herausstellte, war es mein Tutor Klaus Ehrhardt.
Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewußt, WAS alles auf mich zukommen würde, hätte ich entsprechende
Maßnahmen ergriffen. Diese Aussage beziehe ich nicht auf diesen Kurs, sondem auf eine "höhere Instanz",
die es versucht, mit allen Mitteln die letzten 2 Jahre zu den schönsten meines Lebens zu machen.
Jedoch von Anfang an: Schon zu Beginn war es für mich unverständlich, warum man mindestens einmal pro
Woche Fragebögen für den Computer ausfüllen mußte, auf denen sowieso immer das gleiche stand. Mein
Tutor hatte natürlich wieder eine geniale Idee: "Anstatt Fragebögen lieber Filme". Diesen Satz, ganz
nebenbei bemerkt, hörte ich in diesen zwei Jahren etwa dreißig Mal, aber ehrlich: ich war begeistert!
Unser Programm reichte weit über das Übliche hinaus (wie übrigens alles, was mein Tutor tat!). Es
begann mit Filmen wie "Lord of the Flies" und "The Graduate", aber immer öfter schlich sich eine Sendung
namens "Black Adder" ein, welche sich zum Kassenschlager unseres Kurses entwickelte. Das Interesse ging
dann zu Zeichentrickfilmen über. Das "Dschungelbuch" war in dieser Kategorie eindeutiger
Spitzenreiter.
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Themawechsel: Die Tutorenfahrt, um nur einen Satz darüber
zu verlieren, war einfach sinnlos, denn für mich ist es eine Farce, 18-jährigen Schüler/innen eine
Ausgangssperre ab 23.15 Uhr zu erteilen. Wenigstens war das Wetter gut ...
Aber weiter, das Abitur rückte näher, der Bürokram wurde immer mehr, der Unterricht dementsprechend
weniger (aber was soll's!). Etwa zwei Wochen vor der schriftlichen Prüfung war großer Besuch angesagt.
Herr Diefenbach erschien. Aber warum? Die Namen, die er von uns wissen wollte, wußte er sowieso schon,
und wie es uns geht, nein, das konnte es nicht sein. Am Ende dann die Lösung: ein wenig an die Vernunft
appellieren, wir seien ja jetzt erwachsen, usw. Was das zu bedeuten hatte, wußte keiner so genau. Aber
auch egal.
Der große Tag kam, Montag, 21. März '94: L2 Mathe bei Herrn Zelba. Entgegen allen meinen Erwartungen
lief alles gut. Die Arbeit war in Ordnung, die Brötchen gut und der Kaffee heiß (An dieser Stelle vielen
Dank an die 12er!). Der Dienstag war auch o.k., aber der Donnerstag sollte noch Folgen für mich haben.
Englisch war geschrieben, die Freude groß und das erste Bier schon in der Hand. Noch keinen Schluck
hatte ich getrunken, da wurden wir mit freundlichen Worten des Raucherhofes verwiesen. Auf dem Parkplatz
(weicher übrigens doch kein Schulgelände ist) angekommen, wurde dann kräftig gefeiert, außerdem noch
zwei Tutoren, welche ich nicht nennen möchte, sie wissen es schon selbst.
Natürlich wurde Sauerei gemacht, aber das nahm doch glatt jemand zum Anlaß, freitags früh bei mir
anzurufen und mir zu drohen, den Jahrgang anzuzeigen, wenn nicht sofort gesäubert würde. Ein hartes
Wort am frühen Morgen! Nach zehn Minuten tanzte ich dann auf dem Parkplatz an und sah ein Bild des
Grauens: 2 kaputte Bierflaschen, etwa 30 Dosen und ein bißchen anderen Müll. Dafür war ich also
aufgestanden, dafür die Mühe.
Weiter muß ich nicht schreiben, es weiß sowieso schon jeder: von den 8 Tutoren, die ja alle ihre
Aufsichtspflicht verletzt hatten, wurde nur einer zur Verantwortung gezogen, da fragt man sich doch:
Wie kann so etwas passieren?
Antwort: Ich weiß es nicht! Ich weiß nur, daß ich es geschafft habe und bald hier weg bin. Am Ende
noch einen Dank an meinen Tutor, der sowohl in der Schule als auch außerhalb ein toller Mensch ist
und mich immer unterstützt hat.
Ich für meinen Teil wünsche allen, die nach mir kommen: Nehmt Euch in acht, eine SCHUSI kann es
überall geben ...
Simone Neeb
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